Die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg (NBA) ist ein aktiver Baustein im Kulturgeschehen der Stadt Ahrensburg mit dem Ziel, die niederdeutsche Sprache lebendig zu halten. Gleich drei Mitglieder der „Stormarner Speedeel“ e.V. feiern in diesem Jahr ihr Bühnenjubiläum. “Es zeigt die Freude an einem kreativen Hobby, das trotz erheblichem Zeitaufwand und Einsatz auch über so eine lange Zeit nicht langweilig wird.”, so Bühnenleiter Dennis S. Klimek. Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung wurden die drei in einem kleinen internen Rahmen geehrt: Antonie Otto und Helmut Baukse für 25 Jahre und Petra Eggers für 50 Jahre Bühnenzugehörigkeit.

Antonie Otto wurde in Dithmarschen geboren und ist dort in einem kleinen Dorf an der Eider aufgewachsen. Ihre Schulzeit erlebte sie in der kleinen Dorfschule, wo alle schulpflichtigen Kinder in nur einem Raum unterrichtet wurden. Alle Schüler sprachen plattdeutsch. Mit der plattdeutschen Sprache im Blut wurde sie neugierig auf die Niederdeutsche Bühne, nachdem ihr Ehemann Werner Otto bereits in den Verein eingetreten war. So fing Antonie Otto vor 25 Jahren zunächst als Souffleuse und Maskenbildnerin an. Unter Anleitung von Anke von Hein schminkte sie erstmalig das Ensemble beim Weihnachtsmärchen „Urmel aus dem Eis“ (1997). Durch die Teilnahme an einem Schminkkurs vom Niederdeutschen Bühnenbund Schleswig-Holstein konnte sie ihre Fertigkeiten auf diesem Gebiet noch weiter ausbauen. Es folgten etliche Stücke, in denen Antonie Otto als Souffleuse (Toseggersch) eingesetzt wurde. „Besonders schwierig ist diese Aufgabe, wenn man den Darsteller nicht sehen kann.“, verrät sie. „Dann weiß man nie so genau, ob er noch spielt oder bereits hängt. Und wenn ein Darsteller ein richtiges Brett vorm Kopf hat, dann erreicht man ihn gar nicht mehr und muss auch mal ziemlich laut eingreifen.“ Die Eigenheiten der Schauspieler, wenn sie einen Texthänger haben, sind ziemlich lustig. Einige fangen an in Richtung Souffleurkasten zu trippeln, andere geben den Blackout offen zu und fragen die Souffleuse einfach direkt „Wat hest du seggt?“ Das gibt dann zusätzliche Lacher im Publikum.

Einmal stand sie in „Bruutstruuß op Dodenschien“ (2014) selbst auf der Bühne in einer kleinen Statistenrolle, als Kundin im Blumenladen, aber „spielen können andere besser“, ist sie der Meinung.

Besonders spannend fand Antonie Otto das Mitwirken in Stücken, in denen Profis Regie führten, so z. B. als Souffleuse in „Brandstiftung“ (Regie Sandra Keck, 1997) oder „Johanna“ (Regie Rudolf Plent, 2000) oder als Regieassistentin (Speelvize) in „Vun Müüs un Minschen“ (Regie Michael P. Schulz, 1998). Von den Profi-Regisseuren konnte sie viel lernen, was man aus einem Stück so herauskitzeln kann und so bekam sie nach und nach immer mehr Lust darauf, selbst einmal Regie zu führen. 2005 inszenierte sie mit großem Respekt „De Stern vun Padua“.

Nachdem sie weitere Erfahrungen als Regieassistenz bei Profi-Regisseur Michael P. Schulz in „De wohre Jakob“ (2010) sammeln und Hanspeter Isenberg bei der Inzenierung von „Champagner to’n Fröhstück“ (2010) unterstützen durfte, probierte sie sich erneut als Regisseurin aus.

2014 inszenierte Antonie Otto „De Kaktusblööt“. Ein lustiges Ereignis bei dem Stück war, dass auf der Theaterwoche in Molfsee während der Aufführung eine Katze auf die Bühne lief. Ehemann und Hauptdarsteller Werner Otto schaltete zum Glück sofort und baute das improvisierend ins Stück ein „Nu löppt mi ok noch een swatte Katt övern Weg“.

Das letzte Stück, bei dem Antonie Otto Regie führte, war die Sozialkomödie „Tiet to leven“ (2017) von Michael Wempner, der für das tiefsinnige Stück mit vielen heiteren Elementen mit dem ersten Konrad-Hansen-Theaterpreis vom Niederdeutschen Bühnenbund Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Das Stück hatte sie sich selbst ausgesucht, weil es sie bereits nach dem ersten Lesen begeistert hat: „Es ist schön geschrieben, es gibt ein gekonntes Auf und Ab der Gefühle. Der Zuschauer nimmt etwas mit nach Hause“.

Als Regisseurin muss sie sich mit einem Stück verbinden können, verrät Antonie Otto. An ihrem Schreibtisch skizziert sie die Szenen, wie sie sie sich vorstellt. Sie geht das Stück mehrmals durch und baut sich nach und nach ein Gerüst auf, an dem man sich während der Proben dran entlanghangelt. Aber auch die Darsteller bringen ihre Ideen und ihre Art zu spielen mit ein, was laut Antonie Otto maßgeblich für den Stückerfolg ist. Sie hat großen Respekt vor der ungeheuren Disziplin der Schauspieler, die während der Probenzeit den Text erarbeiten und viel Kritik aushalten und auch annehmen müssen. Es ist ein Geben und Nehmen zwischen Regie und Darstellern. Antonie Otto ist dankbar für das ihr entgegengebrachte Vertrauen.

Besonders bemerkenswert ist ihre intensive Herausarbeitung der einzelnen Charaktere. Antonie Otto verwandelt die Schauspieler in ganz andere, manchmal fremde Personen und macht sie mit deren Eigenschaften, mit Situationen, Empfindungen, Problemen und Gefühlen vertraut. „Anderen Menschen Gefühlswelten und Ideen vermitteln kann sie wirklich gut“, so ihr Ehemann Werner Otto.

Eine Inszenierung ist auch immer sehr stressig und genauso wie die Darsteller und alle Helfer hinter den Kulissen, die lange Zeit gemeinsam an einem Stück arbeiten, hat man auch als Regisseurin Lampenfieber und schlaflose Nächte vor einer Premiere, verrät Antonie Otto.

Helmut Bauske hat sich 1996 aufgrund eines Zeitungsaufrufs für den Bühnenbildbau bei der Niederdeutschen Bühne gemeldet und wurde gleich nach einem Telefonat mit Gerd Meincke „eingestellt“ und hat seitdem jedes Jahr mindestens an einem Bühnenbild mitgewirkt. Seit über 20 Jahren ist er als Kellermeister für die Technik-Crew verantwortlich. Viele sagen, er sei mit der Bühne regelrecht verheiratet und dürfe niemals aufhören. Kein Wunder, denn er ist hilfsbereit, packt mit an, ist bei jeder Aufräumaktion dabei und organisiert die Getränke für die Premierenfeiern. Seine Motivation beim Bühnenbildbau ist der Spaß an der Arbeit im Keller und der Stolz auf das fertige Werk. Denn die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg ist eine der wenigen Bühnen des Niederdeutschen Bühnenbundes Schleswig-Holstein, die alles komplett selber baut. Dies wurde mal auf einem Bühnenbau-Lehrgang sehr deutlich, an dem nur Mitglieder der NBA teilnahmen und den Seminarleiter mit ihren herausfordernden Nachfragen ganz schön ins Schwitzen brachten.

Bei seinem ersten Stück „De Regenmaker“ (1996) erinnert er sich noch genau daran, dass es sehr schwierig war, den Regen technisch umzusetzen und es erst bei der Premiere geklappt hat. Mit dem Stück war das Ensemble ganz viel unterwegs auf Abstechern. Lustigerweise gab es bei einer Aufführung in der Szene mit dem Gewitter draußen in Wirklichkeit eines. Auch wird er nie vergessen, dass Jens Gödecke bei einer Aufführung seinen Stock vergessen hatte und als Alternative einfach einen Kochlöffel nahm, ihm dann jedoch einfiel, dass an diesem Abend eine Videoaufzeichnung stattfand und bei dem Gedanken einen völligen Blackout bekam.

Im Bühnenbau wurde Helmut Bauske zunächst u. a. durch Werner Otto eingeführt, dann nahm ihn Bruno Hotz unter seine Fittiche. Mit ihm zusammen hat Helmut Bauske etliche Bühnenbilder gebaut. Von ihm lerne er auch das Motto „Ab der 5. Reihe sieht man das nicht mehr“, welches er inzwischen gerne an neue Mitwirkende weitergibt.

Helmut Bauske versucht immer mitzudenken. So gab er bei „De Kaktusblööt“ (2014) zu Bedenken, dass beim Bühnenbildentwurf von Marten Voigt nicht genug Platz hinter der Bühne sei und überlegte sich gleichzeitig eine geniale Alternative, die einen schnellen Umbau ermöglichte.

Nachdem er bereits als Junge auf einer Internatschule Bühnenluft geschnuppert hat. stand Helmut Bauske auch schon ein paar Mal in kleinen Statistenrollen auf der Bühne im Alfred-Rust-Saal, z. B. als Hausmeister und Kellner in „De Flederbeerpunsch“ (2001), was ihm großen Spaß gemacht hat.

Bei Auswärts-Gastspielen (vor allem der großen Weihnachtsmärchen-Tournee) war Helmut Bauske eigentlich fast immer dabei und hat häufig den LKW mit den Kulissen gefahren und ist dabei zweimal knapp einem Unfall entgangen. Ehemaliger Bühnenbauer Stefan Theeden sagte immer „Man muss ihn nur mit Dominosteinen füttern, dann macht er das schon.“ Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass die Technik-Crew meistens 6 Stunden vor Aufführungsbeginn losfahren muss, was manchmal schwer mit dem Beruf zu vereinbaren ist.

Sogar an seinen 50. Geburtstag verbrachte er für den Verein in Bordesholm. Antje Körner und Mario Loleit hatten dafür den Sitz im LKW geschmückt.

Am liebsten hat er mit Profi-Regisseur Michael P. Schulz zusammengearbeitet, der mal zu ihm sagte „Helmut, sei nicht nervös, es reicht doch, wenn ich nervös bin“. Er schätzt es, wenn Regisseure einen vernünftigen Bühnenbildentwurf vorlegen bzw. ihre Vorstellung klar definieren können und flexibel zu kontaktieren sind für unkomplizierte Absprachen (zu Farben, Tapeten, etc.).

Durch die Mitgliedschaft im Verein sind viele Freundschaften entstanden.

Leider ist die Technik-Crew inzwischen schon fast eine „Renterngang“ und es ist schwierig, junge Leute für den Bühnenbau zu motivieren.

Petra Eggers geb. Wilhelm wurde vor 50 Jahren nach einem Aufruf in der Zeitung von ihrem Kollegen und Freund Rolf Thomsen regelrecht „mitgeschnackt“. Da Petra bereits als Kind mit ihrer Mutter immer die Bremer Hörspiele op platt im Radio gehört hat, konnte sie Plattdeutsch bereits gut verstehen. Ihre erste kleine Rolle als Tochter von Bürgermeister und Fleischfabrikant Bollmann spielte sie in der Komödie „Thea Witt mookt nich mit“ (1971/1972) und hatte damit laut einer Zeitungskritik keine Schwierigkeiten. Das Ensemble sorgte dafür, dass kräftig gelacht werden konnte.

In „Logis to vermeeden“ (1973/1974) angelte sich Petra Eggers als hübsche verliebte Anna Krusenkamp, Tochter des Oberpostschaffners a.D., ihren Fritz unter den nicht immer ganz einwandfrei durchschaubaren Umständen dieser Weiberlist diktierten Komödie und sorgte damit laut Pressestimmen für ein Gelingen der Aufführung.

Besonders schwer empfand Petra Eggers ihre Rolle als Tochter des Betriebsrats Clausen in dem ernsten Schauspiel „Utstiegen“ (1974/1975) von Herrmann Otto. Unter der Regie von Heinz Lettow spielte das Ensemble ohne ein richtiges Bühnenbild, mit ganz wenig Inventar und fast ohne Requisiten. „Das war sehr schwer zu spielen.“, erinnert sie sich.

Im lustigen Spiel „Dat Doktorbook“ (1974/1975) war Petra Eggers als Inspizientin eingesetzt. Da aber auf Tournee eine Darstellerin ausfiel, sprang sie spontan auf der Bühne ein, da sie den Text ohnehin schon auswendig konnte.

Ihre beste und liebste Rolle hatte Petra Eggers 1977 in „Gastweert Göbel – Petroleum in Poppenbüttel“ als Tochter von Gastwirt Göbel. Sie erinnert sich noch heute gut daran, dass sie zu Beginn des Stückes „Johanna von Orleans“ zitieren musste. Die Zeitung schrieb damals, dass sie „durch ihre Sprachechtheit bestach“, was jedoch vor allem daran gelegen hat, weil sie erkältet war und dadurch sehr langsam und deutlich gesprochen hat.

In der Tragikkomödie „Danz üm de Kark“ (1975/1976) lernte sie als Frau Utermöhlen etwas andere Regiemethoden von Regisseur Eberhard Freudenberg kennen, der vom Film/Fernsehen kam. Er probte zum Beispiel die letzte Szene zuerst.

Besonders blieb ihr Regisseur Jürgen Lederer in Erinnerung. Er inszenierte das Weihnachtsmärchen „Rumpelstilzchen“ (1989) mit viel Klamauk im Sinn. Um die Nebenrollen ebenfalls hervorzuheben, musste sich Petra Eggers als eine der drei Hofdamen vor Lachen auf den Boden werfen.

Beim Weihnachtsmärchen „Dornröschen“ (1992) fiel Petra Eggers als böse Fee besonders auf, dass es wichtig ist, bereits frühzeitig im Kostüm zu proben, um sich wirklich in eine andere Rolle hineinfühlen zu können.

In mehr als 10 Stücken war Petra Eggers als Inspizientin eingesetzt, zuletzt in „De Queen vun Quekenbüttel“ (2007).

Durch Klaus Lensch durften einige Mitglieder bei den Filmaufnahmen im Kaufhaus Nessler für das „Großstadtrevier“ mitwirken, so auch Petra Eggers als Schmuckverkäuferin.

Jahrelang führte sie das Abonnementbüro des Vereins und trug die Plakate in der Ahrensburger Innenstadt aus. Mindestens seit ihrem 20. Lebensjahr steht sie bei den Aufführungen an der Eingangstür und macht den Saaleinlass.